#Tag 24: Tausche normal gegen zu groß

Was ist wohl die erste Aktivität an einem Pausentag? Das ist doch klar, man prüft die kommenden Wanderstrecken und zählt die verbleibenden Tage.

Ein Tag Pause für meine Füße!

Auch wenn es absurd klingt, ich werde heute das wandern wirklich vermissen und freue mich riesig auf morgen – endlich wieder durch schöne Natur und Bergwelten schreiten. Die Wüste des „Camino Francés“ liegt hinter mir und das Finale wird großartig!

Das Wanderprofil der nächsten 15 Tage ist vielversprechend. Endlich wieder Wildnis unter meinen Füßen.

Louis – der Maxikaner – verlässt heute Leon (schade) und schreibt mir, dass wir nur noch 13-15 Tage übrig hätten. Das ist wie ein Schlag ins Gesicht! Ich prüfe nach und ja, es sind nach meiner Zeitrechnung noch 15 Tage bis nach „Santiago de Compostela“. Ich bin entsetzt!

Als Ausgleich bekomme ich von meinen spanischen Weggefährten Hugo und Alexandra jede Menge Insider-Tipps für León. Sie schreiben mir, an welchen Orten ich besonders günstig Tapas oder sonstige typisch spanische Speisen verkosten kann. Man frägt sich zum besten Tapa-Viertel der Stadt durch (Calle Ancha) oder geht direkt in die Mitte von „Barrio húmedo“ und „El romántico“.

Natürlich liegt das Stadtviertel nur 100 Meter von meinem Hotel entfernt. Hier bestellt man kein großes Bier, sondern ein kleines „Corto“ oder ein „Caña“ und erhält zum Bier eine leckere Portion Tapas nach Wahl umsonst. Fürs nächste Bier geht man dann anständig in die nächste Tapa -Bar. Hugo empfiehlt mir zudem den Besuch in der Brauerei „Four Lions“, dort gibt es neben dem selbstgebrauten Bier kostenlos eine riesige Portion Serrano Schinken mit Baguette – für drei Euro! Letztere hat leider geschlossen.

Meine Entscheidung gestern war richtig, denn meine Füße sehen verbesserungswürdig aus. Am rechten Fersen hat sich zum alten Überrest eine Blutblase dazugesellt. Schade, denn das ist wirklich überflüssig, aber auch sie wird mich nicht aufhalten!

Hätte sich dieser Kollege aus León von kleinen Zipperlein aufhalten lassen? Sicherlich nicht.

Nach dem Wander-Check gehts zum Frühstück. Wie immer gibt es Bruschetta mit Olivenöl und Serano-Schinken und ich beschließe dieses Ritual in Deutschand fortzuführen. Anschließend wird manuell Wäsche gewaschen und zum trocknen an der Pilgerleine quer durchs Zimmer gehangen.

Nun geht es zum Schuhekauf, denn sie sollen 1,5 Größen mehr als der übliche Standard sein. Bei mir um die Ecke ist der größte Schuhladen in der Gegend und ich lasse mich vom Inhaber und einer Englisch sprechenden Dame beraten. Ich teste mehrere Schuhe und bin erstaunt wie bequem sie sind. Nach mehreren Versuchen wähle ich das beste Paar für mich aus, dazu gibt es zwei Paar Merino Socken, die die Feuchtigkeit aus den Schuhen tragen sollen. Ich lerne von der Verkäuferin, dass ich künftig mehrfach am Tag die Socken wechseln muss. Die Füße müssen permanent trocken liegen und das ist bei langen Wanderstrecken ohne Wechsel nur schwer möglich.

Tausche normal gegen zu groß. Ob es die richtige Entscheidung ist, wird sich zeigen!

Mit meinen alten Schuhen im Versandfertigen Plastikbeutel wandere ich nun ins Hotel zurück. Anschließend geht es auf eine 8 km Tour kreuz und quer durch Lyón um die frisch imprägnierten, neuen Schuhe einzulaufen.

Die Kathedrale von Lyon hat 1.800 m² Fensterfläche und ist ganz sicher das Glanzstück der gotischen Baukunst in Spanien. Der weiter oben dargestellte Ritter aus dem Kreuzzug von „San Isidor“ wird am 26.04. jeden Jahres geehrt. Wie? Die Stadträte von Leòn nicken den Kirchenbehörden öffentlich zu. Nun gut, wenn man sonst keine Probleme hat!

Und nun liege ich auf meinem Bett und freue mich wie ein kleines Kind auf morgen. Meinen Füßen geht es wesentlich besser. Entweder es liegt an der Portion Reiki, den Medikamenten oder an den neuen Schuhen. Danke 🙏🏻 Gudrun, sagte der ungläubige Thomas. Morgen geht es endlich weiter – ich bin aufgeregt. Buen Camino!

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