#Tag 44: Jakobsmuschel zum Finale

Heute heißt es Abschied nehmen. Vom Wanderleben, vom galizischen Essen, den tollen Erfahrungen mit anderen Pilgern und von meiner beeindruckenden Küste des Todes. Wir sehen uns wieder!

An einem exklusiven Sandstrand – dem „Praia Da Langosteira“ – findet man Jakobsmuscheln. Es ist der lang gezogene Sandstrand direkt vor Finisterra.

Das Meer sorgt mit jeder Flut für stetigen Nachschub und so finden sich zur Ebbe ausreichend Exemplare aller Couleur. Der gemeine Pilger braucht also nicht verstohlen durch die Nacht zu wandeln, denn das Meer hat für jeden ausreichend im Angebot.

Ich bin dem Wahrzeichen des Jakobsweges über 800 Kilometer gefolgt und muss sagen, dass es wirklich eine Besonderheit ist, die Jakobsmuschel an ihrem originären Lebensraum zu finden.

Die bis zu 15 cm großen Muscheln leben in Tiefen bis zu 200 Metern. In ihrer Jugend haften sie am Grund und als Erwachsene schwimmen sie schon mal durch die Meere – hallöchen und tschüss – und vergraben sich dann schnell im sandigem Untergrund. Ja, ihr habt richtig gelesen – mit Hilfe ihres stark ausgeprägten Schließmuskels können sie durch kräftiges Schließen und Öffnen ihrer Schalen mittels Rückstoßprinzip schwimmen. Nun, als Homosapien bin ich dann doch eher froh darüber, dass wir uns mit unseren Beinen fortbewegen dürfen.

Ich hatte gestern in in unserer Herberge von der Muscheloption erfahren und war versucht, direkt loszustürmen, um meine Kollektion zu starten. Aber gestern war mein Tag, meine Ankunft in mir selbst und so mussten die Muscheln auf mich warten.

Kollekte der Meere. Die Stadt im Hintergrund ist Finisterra, ganz links außen befindet sich der Leuchtturm.

Ich sammle also fleißig vor mich hin, wasche sie in meiner Herberge sandfrei und lasse die Hälfte der Selektion vom Strand vor Ort. Die Herberge wird sie gegen kleine Spenden an andere Pilger weitergeben. Ich selbst habe ausreichend im Gepäck und für jeden meiner Lieben zumindest ein Stück echter Natur für die Ewigkeit.

Um 15:00 Uhr ist es so weit, es geht mit dem Bus aus Finisterra los. Die Fahrt von drei Stunden für 7,05 Euro und rasanter Geschwindigkeit beginnt mit einem Ruuuuums. Die Busfahrerin kommt zeitig an und rammt beim parken die rückwärtige Straßenlaterne. Sie steigt aus, betrachtet ihr Fahrzeug und die boshafte Laterne verdutzt und steigt tiefenentspannt in den Bus. Egal – vamos – weiter gehts.

🤍

Und das soll es nun gewesen sein?

Jetzt – nach meiner Heimreise – startet der schwierige Teil meiner Reise, denn es gilt das kostbare Gut zu bewahren. Es zu schützen und auch meinem Herzen treu zu bleiben, der Welt etwas davon zurückzugeben, mögliche Niederschläge hinzunehmen – bis die Welt um mich herum zu meinem Herzen passt.

Ich hatte ausreichend Zeit mit mir, habe mein persönliches Ziel gefunden, meine Abenteuer erlebt und kann daher diesen „Camino Francés“ mit ruhigem Gewissen für dieses Mal abschließen. Die Pilger die ihn in der Vergangenheit öfter gegangen sind, sagten, dass er jedes Mal völlig unterschiedlich sei – die Menschen machen den Weg.

Davon abgesehen, ruft der „Camino Portugues“ mit seinen nur 250 Kilometern (14 Tage) zu einer kommenden Urlaubszeit. Die Portugiesen sind laut den Erfahrungsberichten von bekannten Pilgern noch gastfreundlicher und hilfsbereiter als die Spanier und der Weg soll ebenfalls wunderschön sein.

Entsprechend nähert sich vorerst auch das Ende dieser Geschichte. Für Morgen werde ich das wesentliche niederschreiben, z.B. was sich für mich geändert hat, was ich gelernt habe, was ich nächstes Mal anders machen würde und welches Gepäck wirklich von Nöten ist. Ihr dürft euch daher morgen auf einen Beitrag mit wertvollen Extrakten aus dem Camino Francés freuen.

Irgendwann in der Zukunft will ich niederschreiben, wie sich mein erster „Camino Francés“ im deutschen Alltag bewehrt. Ich denke, das wird ein spannendes Kapitel für sich.

Für heute fühlt es sich bereits anders an, zu weit weg und ich werde darum kämpfen noch lange von meinen Erfahrungen zu zehren und meinen inneren Frieden zu wahren.

Schön, dass ihr mich auf meiner Reise begleitet habt. Danke!

Nun freue ich mich jetzt und hier darauf, morgen Mittag meine Familie wiederzusehen und werde ganz besonders glücklich sein, wenn ich alle in meine Arme schließen kann. Buen Camino!

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